Stil der Wissenschaft
Im engen Rahmen eines Lehrbuches kann es selbstverständlich nur um einige generelle Grundzüge gehen. Zum Stil der Wissenschaft gehören das gesamte wissenschaftliche und technische Schrifttum sowie wissenschftliche Vorlesungen und Vorträge. Der wissenschaftliche Text vermittelt die Erkenntnisse. Der Leser muss im Stande sein, den Gedankengang nachzuvollziehen. Der Vermittlung wissenschaftlicher Sachverhalte dient die Verwendung der Terminologie. Termini werden durch Definition fixiert. Das Definieren wie das Kommentieren und das Argumentieren sind für den wissenschaftlichen Text dominierende Darstellungsarten. Der Verfasser des wissenschaftlichen Textes strebt nach der Darlegung objektiver Zusammenhänge; das Subjektive hat zurückzutreten. Die individuelle Sprachgestaltung sowie expressive, emotional betonte Darstellung muss weitgehend gemieden werden, was auch die jüngsten Untersuchungen der wissenschaftlichen Texte belegen. Kaum ein wissenschaftlicher Text besteht nur aus Termini und Formeln.
15. Stil der öffentlichen Verkehrs (Direktive) Die Texte aus dem öffentlichen Verkehr befriedigen das unmittelbare gesellschaftliche Bedürfnis nach verlustloser Kommunikation. Zwischen den Kommunikationspartner soll exakte Verständigung zu Stande kommen. Wissen soll im Text so getreu gespeichert werden, dass der Sinngehalt vom Partner unverzerrt wieder entnommen werden kann. Das Gesagte deckt sich mit dem Gemeinten. Kriterien für die Qualität solcher Texte sind Eindeutigkeit, Vollständigkeit, begriffliche Schärfe. Es wird ein geringer Aufwand bei der Herstellung dieser Texte angestrebt. Durch Texte der Direktive werden Verhaltensweisen gesteuert. Man unterscheidet die unmittelbare und mittelbare Direktive. Zur unmittelbaren Direktive gehören Gesetze, Verordnungen, Anweisungen, Verträge und sonstige Bekanntmachungen amtlichen Charakters, ferner Anträge und Gesuche an Behörden, Gebrauchsanweisungen. Es ist klar, dass hier ästhetische Angerungen zurückzutreten haben. Das Streben nach Klarheit und Verständlichkeit bewirkt z.B. im Text der Gesetze Fortsetzungsdefinitionen, da die allgemein sprachlichen Bedeutungen der Wörter oft nicht ausreichen, um Eindeutigkeit zu erlangen. Eine besondere Rolle spielen hier die sprachlichen Mittel des Veranlassens. Selten gibt es nur eine Möglichkeit, das Gemeinte auszudrücken, doch praktisch bevorzugen die Texte des öffentlichen Verkehrs bestimmte Fügungsweisen, syntaktische Muster, die ich als brauchbar für den jeweiligen Gegenstand erweisen haben. Vertragswerke schlieβen eine ganze Anzahl von verbindlichen, stark schablonisierten Kompositionsteilen ein, die aus einem Vertrag in den anderen hinüberwandern und als Vertragsmuster bei der Aufsetzung neuer Vertragswerke gelten. Zu den unweglassbaren inhaltlichen Kompositionssegmenten eines Vertrags gehören z.B.: 1) Fixierung der Vertragspartner; 2) Identifizierung des Vertragsgegenstandes; 3) Festlegung der Termine und Konditionen bei der Umsetzung des Vertragers; 4) Rechte und Pflichten der Vertragspartner; 5) Verrechnungsordnung; 6) Verantwortlichkeit der Vertragspartner; 7) Konditionen der höheren Gewalten; 8) die in Streitfällen geltenden juristischen Normen und Gesetze; 9) die Bedignungen des In-Kraft-Tretens, Dauer und Bedignungen der Vertragsgültigkeit; 10) juristische Adressen der Vertragspartner; 11) beglaubigte Unterschriften der Vertragspartner. Außer den Texten der unmittelbaren Direktive sind auch Texte der mittelbaren Direktive zu erwähnen.
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